Saat des Misstrauens

Seit über einem Jahr nun ziemlich regelmäßig auf Twitter unterwegs, sehe ich sinngemäß die folgende Frage relativ häufig: "Was waren die Beweggründe, die dich dazu brachten, eine kritische Haltung zur Coronapolitik der Regierung einzunehmen?"

Letztlich wird man als Kritiker regelmäßig erneut darauf zurückgeworfen, zumindest wenn man sich der permanenten Beschallung der öffentlichen Medien nicht bewusst entzieht. Die Konfrontation damit zwingt einen zur ständigen Reflexion der eigenen Meinung.
Das ist ein großer Unterschied zu den Konformisten der Coronapolitik. Diese stehen nicht unter dieser Spannung, da kritischen Meinungen nur sehr spärlich im öffentlichen Raum Platz gelassen wird, man also seltener damit konfrontiert wird.

Zur Fragestellung.
Ein entscheidender Umstand war, dass ich im Frühjahr 2020 Anteil an unmittelbaren Erfahrungen aus einer medizinischen Einrichtung haben konnte. Hier war für Ostern eine Katastrophe prognostiziert worden, die dann in keinster Weise eintrat.

Meine Skepsis gegenüber den Pharmaindustriekonzernen, die schon vor 2020 bestand(Lesen Sie die Bücher von Peter C. Gøtzsche!), war sicher ein weiterer Faktor.

Diese zwei Punkte hätten aber im späten Frühjahr 2020 noch von einer ehrlichen Kommunikation von Politik und Medien übersteuert werden können. Das Gegenteil war jedoch der Fall.

Zunächst ist die Unterdrückung von Kritik von unliebsamen Wissenschaftlern und Ärzten zu nennen, die meine Zweifel weiter vertieften.
Schnell wurde deutlich, dass jede Stimme, die der offiziellen Auffassung widersprach, mundtot gemacht wurde. Es genügt hier exemplarisch Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi zu nennen.
Ersterer, ein Arzt, war 15 Jahre Mitglied des Bundestages für die SPD und mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Bereits in dieser Zeit übte er auch Kritik an Pharmanetzwerken. Noch heute kann man wenigstens eine ARTE-Dokumentationen auf youtube sehen, in der er mitwirkte.

Wie konnte man so jemanden von heute auf morgen kaltstellen? Und genau das passierte, er hatte urplötzlich keine Stimme mehr in den Staatsmedien, ja er wurde regelrecht verteufelt. Noch jetzt stößt man auf eine Wand des Schweigens, wenn man Politiker auf ihn anspricht. Ein kleines Beispiel. Ich fragte Jörg Tauss, der gemeinsam 15 Jahre mit Wodarg in der SPD-Fraktion im Bundestag saß, wie er sich erklärt, dass Wodarg trotz seiner großen Erfahrung sehr schnell aus der öffentlichen Debatte entfernt wurde. Tauss wich bewusst der konkreten Frage und Nachfrage aus.


Bhakdi, eine mit Auszeichnungen bedachte Koryphäe seines medizinischen Fachs und jemand der eigentlich seinen Ruhestand genießen könnte,  schrieb ein Buch zu Corona, welches auf Platz 2 der Spiegel-Bestsellerliste des Jahres 2020 in der Rubrik Taschenbuch Sachbuch kletterte.

Auch Bhakdi blieben Auftritte im deutschen Fernsehen verwehrt.
Die offizielle Haltung war hier wie bei allen Abtrünnigen durch massives Totschweigen geprägt. Wenn man seitens der Medien oder Politik unter unglücklichen Umständen dazu gezwungen wurde doch Flagge zeigen zu müssen, weil etwa ein "unverschämter" Anrufer in einer Radiosendung direkt nachfragte, war die Standardantwort: Es handelt sich um gefährliche Außenseiterpositionen, denen man eben keine Plattform geben darf. Schließlich hätten sich ja Ärztekollegen in großer Mehrheit bereits distanziert.

Das Problem: Zum einen muss eine Außenseiterposition nicht automatisch falsch sein. Naturwissenschaftliche Wahrheit ist erstmal keine Frage der Mehrheit.
Und das beste Mittel im Streit um die Wahrheit ist meiner Meinung immer noch eine offene Sachargumentation. Genau diese wurde aber um jeden Preis vermieden. Wenn die Thesen von Wodarg und Bhakdi falsch waren, warum hat man sie dann nicht für jedermann nachvollziehbar in der Diskussion widerlegt? Selbst eine Petition, die über 60.000 Menschen unterschrieben hatten, prallte an den Öffentlich-rechtlichen Medien ab.

Im eklatanten Gegensatz dazu wurde in gefühlt jede Talkshow Karl Lauterbach eingeladen, um die Regierungslinie unters Volk zu bringen.

Wie wirkt das auf einen ehemaligen DDR-Bürger?

Er erinnert sich an die Atmosphäre der späten 80-er, wo nur noch eine Meinung erlaubt war und alles Abweichende weggebügelt wurde.

Die Unterdrückung von Meinungen und die Verweigerung des Dialogs seitens Politik und Medien war das eine.

Ein anderer Punkt der meine Zweifel weiter verstärkte, war das offensichtliche Lügen über die gesellschaftliche Realität in den Medien. Ich führe wieder nur ein Beispiel an, unzählige könnten folgen.
Ich war am 29.08.2020 zur Demo in Berlin.
Die Medien berichteten so gut wie nicht über die eigentliche Demo mit den enorm vielen Teilnehmern sondern über den "Reichstagssturm"(der von einer anderen Demo eben am Reichstag und nicht zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule ausging). Es war eine Verzerrung der gesellschaftlichen Realität, wie ich sie nur aus sozialisitischen Zeiten kannte. Auch da konnten die Geschäfte leergefegt sein, in den Zeitungen wurde von der Übererfüllung der Pläne gesprochen.
Auch die Sächsische Zeitung veröffentlichte einen irreführenden Artikel, der bei mir den Eindruck hinterließ, dass die Autoren gar nicht vor Ort in Berlin gewesen sein konnten. Ich fragte mehrfach bei der Zeitung an, ob die Verfasser am besagten Tag in Berlin waren - und erhielt keine Antwort. Da ich bei anderen Thematiken zuvor sehr wohl immer eine Antwort bekommen hatte, war klar, dass man mir nicht antworten wollte.
Wie soll man darauf reagieren wenn nicht mit Zweifeln oder Verzweiflung?

Ich bleibe in meiner Erinnerung in der DDR. Übte man Kritik an bestimmten konkreten Dingen, wurde die Diskussion oft solange ideologisiert und abstrahiert bis man vor der Systemfrage stand:
Bist du nun für oder gegen den Sozialismus/Weltfrieden?

Genau diese bauernfängerische primitive Art und Weise der Schlussweise, die alles Konkrete, alles Multiperspektivische und differenziert  Analysierende wegholzt, hin zu der einen abstrakten Chimäre, die ihren Ausdruck in der Frage: "Bist du nun dafür oder dagegen, dass noch mehr Menschen sterben?" findet, ist heute wieder präsent. Und diese Echos von vor über 30 Jahren fühlten sich ungut an und nährten den Zweifel weiter.

Ein konkretes Ergebnis dieses Kahlschlagideologie ist es, dass es bis heute kein Pandemiegremium gibt, welches einerseits durch verschiedene Fachrichtungen jenseits der Virologie besetzt ist, andererseits Möglichkeiten für sich aneinander reibende konstruktive Diskussionen einräumen würde.

Als Imker und Mitglied im Deutschen Apitherapiebund interessierte ich mich schon immer für naturnahe bzw. einfache Heil- und präventionsmethoden. Schnell war auch bei Corona klar und durch Studien belegt, dass bspw. ein mangelfreier Vitamin-D und Vitamin-C Spiegel und die Verfügbarkeit von Zink das Risiko einer Infektion drastisch senken. Wurde darüber die Bevölkerung in Kenntnis gesetzt? Ich wüsste nicht und die Frage steht: Warum nicht? Für mich wäre im Frühjahr 2020 eine normale Reaktion der Politik gewesen über die Medien zu kommunizieren: "Wir haben noch keine wirksamen Medikamente und Impfungen. Aber wir wissen um den immunverbessernden Effekt von Vitamin D. Liebe Bürger, bitte sorgen Sie für einen ausreichenden Vitamin D Spiegel. Wir passen das Angebot in Einkaufsmärkten und Apotheken entsprechend an."
Nichtsdergleichen geschah.

Zum Schluss möchte ich den Punkt nennen,  der mir als der vielleicht schwergewichtigste für mein Misstrauen erscheint.
Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es der Politik nie darum ging, die Menschen in der Pandemie zum Zusammenhalt zu bewegen. Ganz im Gegenteil hatte ich die Wahrnehmung, dass sowohl die politischen Maßnahmen als auch die Medien darauf aus waren und sind, die Menschen gegeneinander aufzubringen.
In einer Pandemie sollte man seitens der Verantwortungsträger so handeln, dass die Bevölkerung zusammenrückt, schließlich sind die äußeren Umstände schwierig genug. An zwei Beispielen will ich es veranschaulichen.


Bespiel 1 - Umgang mit Coronapolitikkritikern
Der offizielle Umgang ist bekannt. Man nennt sie Covidioten, Aluhüte, Coronaleugner, Rechte usw. Man grenzt sie aus, isoliert sie wo es geht. Selbst Hilfe für Hochwasseropfer von diesen Aussätzigen  wird in ein schlechtes Licht gerückt.


Der richtige Umgang in einer Krisensituation wäre doch in den Dialog mit diesen Menschen zu gehen. Reden hat noch nie geschadet und entspannte die Situation. 2020 gab es dazu Ansätze, z.B. wurde in Sachsen ein Runder Tisch initiiert, der Kritik zuließ.

Dass so etwas schon lange nicht mehr möglich ist, ist nicht nur bitter, sondern zeigt überdeutlich wohin die Reise geht.
 
Beispiel 2 (aus der Gegenwart) - Umgang mit Menschen, die sich nicht gegen COVID impfen lassen

Ungeimpfte - schon das eine "nette" Reduktion des Menschen auf einen biologischen Aspekt - werden ohne Scham und Rücksicht seitens der Politik stigmatisiert.
Sei es der perfide Sprachgebrauch, dass die "Geimpften, ja keine Gefahr für die Gesellschaft sind", was ja kaum versteckt zum Ausdruck bringt, dass die Ungeimpften schon eine allgemeine Gefahr sind, oder die Aufforderung "es den Ungeimpften im Alltag unangenehmer zumachen" oder die in Hamburg nun offerierte 2G-Regel oder der Vorstoß von Frank Ulrich Montgomery zu einer Allgemeinen Impflicht...:All das spaltet die Gesellschaft. Es ist nicht glaubhaft, dass dies den Verantwortlichen nicht bewusst ist. Zumal es politische Leitlinien gibt.
Der Europarat schreibt in seiner Resolution im Punkt 7.3.1

ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;

bzw. im Punkt 7.3.2

ensure that no one is discriminated against for not having been vaccinated, due to possible health risks or not wanting to be vaccinated;


Was ich jedoch beobachte, ist, dass es kein Wort des Ausgleichs bzw. der Vermittlung zwischen den Fronten seitens der Politik, der Medien oder auch der Kirche gibt. 1989 war es die Kirche, die dem Dialog eine Plattform gab.

Wer kennt Politiker, die aktiv zum Dialog zwischen Kritikern und Anhängern der Coronamaßnahmen aufrufen würden, vielleicht gar eine medienwirksame öffentliche Plattform dafür anbieten?  
Wer kennt Radio- oder Fernsehsender der Öffentlich-rechtlichen Medien die Formate etablieren um den Dialog in der Breite zu führen?  
Das Gegenteil ist der Fall: Man achtet seitens der Politik peinlichst darauf, dass solche Plattformen nicht entstehen können. Die gesetzliche Möglichkeit physische Menschenansammlungen zu unterbinden, ist dabei ein mächtiges Werkzeug. Im Vordergrund - und zumeist ausreichend - steht jedoch eine manipulierende und propagandistische Sprache als Spaltwerkzeug für Menschen.
"Pandemie der Ungeimpften" als Schuldzuweisung an eine ganze Bevölkerungsgruppe als jüngste Kampfparole ist nur ein Beispiel aus den letzten Tagen. Aber schon der Begriff  "Impfverweigerer" ist manipulativ, denn jemanden der ein Angebot nicht annimmt, also ablehnt, müsste man als "Impfablehner" bezeichnen. Dies klingt aber weniger martialisch und ist in der psychologischen Kriegsführung weniger gut verwendbar.

Damit will ich meinen Exkurs in die Beweggründe für meine Zweifel aus der Anfangszeit beenden.


Vor kurzem gab es eine wunderbare engagierte Initiative "Coronaaussöhnung". Mittlerweile gibt es einige kleine Resonanzen in den Medien.

Bleibt zu hoffen, dass diese Saat der Aussöhnung keimen wird.

#together